Am Dienstag Morgen wurde verkündet, dass sich die IG Metall und die Kapitalisten in den Tarifgebieten Nord und Bayern auf einen Pilottarifvertrag geeinigt haben. Das Ergebnis ist ernüchternd: Insgesamt 5,1% bei einer Laufzeit von 25 Monaten und eine lächerliche Einmalzahlung von 600€.
Bereits in unserer letzten Erklärung haben wir dargelegt, dass selbst die geforderten 7% bei einer einjährigen Laufzeit ein deutlicher Reallohnverlust wären. Jetzt hat die IG Metall jedoch sogar einer Laufzeit von über 2 Jahren zugestimmt. Die 5,1% werden also von der Inflation der nächsten zwei Jahre aufgefressen. Der Reallohnverlust aus den letzten Jahren wird also einfach hingenommen. Auch die 140€ mehr für Auszubildende sind ein schwacher Trost, wenn nach der Ausbildung weder der Arbeitsplatz sicher ist, noch das Gehalt zum ernähren der Familie reicht.
Ohne Streik wird sich nichts verändern
Besonders ernüchternd wird das Ergebnis wenn man bedenkt, dass die IG Metall bereits während Corona ihre Tarifrunde abgebrochen hatte und uns vertröstet hatte – dabei wäre es gerade zu diesem Zeitpunkt notwendig gewesen die Streiks zu nutzen um Druck gegen die allgemeine Abwälzung der Krisenlasten auf unserem Rücken zu protestieren. In den nächsten Jahren hat sich dann gezeigt, was es gebracht hat: Die Unternehmen sind aus der Krise mit Rekordgewinnen hervorgegangen, während unsere Löhne von der Inflation aufgefressen wurden.
Nun sieht die Situation etwas angespannter aus. Wir stehen der massivsten Entlassungswelle gegenüber, welche die Metall- und Elektrobranche seit langem gesehen hat. All das wäre Anlass genug um durch konsequente und flächendeckende Streiks das zu erkämpfen, was uns zusteht: Höhere Löhne und sichere Arbeitsplätze.
Aber die IG-Metall knickt nach 2 Wochen punktueller Warnstreiks ein. Auf partyähnlichen Warnstreikaktionen wurden die Mitgliedslisten der IG-Metall aufgefrischt, ohne dass der kapitalistische Betrieb ernsthaft angetastet wurde. Das zeigt: wenn es Hart auf Hart kommt, dann ist auf die IG Metall-Führung kein Verlass!
Keine Kompromisse mit dem Kapital
„Wir hoffen, dass wir damit auch das Signal an die Politik senden, dass Kompromisse mitunter schmerzhaft, aber möglich sind“ – das sagte Angelina Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin der Kapitalist:innen. Die Kapitalist:innen beklagen sich über ein angeblich schmerzhaftes Ergebnis. Wer aber Rekorddividenden an seine Aktionär:innen ausschütten kann und die eigenen Spitzengehälter immer weiter in die Höhe treibt, für den ist dieses Ergebnis kein schmerzhafter Kompromiss.
Umso problematischer, dass der bayerische IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter Horst Ott fast wortgleich erklärte: „Mit Geduld und Hartnäckigkeit haben wir Lösungen und Kompromisse gefunden. Dieses Signal senden wir an alle Akteure im Land, die zuletzt daran gescheitert sind.“
Doch dieser „Kompromiss“ bedeutet für uns Reallohnverlust und erschwerte Kampfbedingungen gegen die anstehende Entlassungswelle!
Lasst uns also die Einigung ablehnen und konsequent in den Streik treten. Unsere Macht wurde noch nicht Ansatzweise demonstriert. Lassen wir uns von den Kapitalisten und der IG-Metall-Verhandlungsführung nichts über faule Kompromisse vorgaukeln, nur wir selbst können für unsere Interessen einstehen!